Bundesverdienstmedaille für Wetterbeobachter Hans-Jürgen Müller aus Zeesen
Bundespräsident ehrt ehrenamtlichen Wetterbeobachter
Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, hat dem Wetterbeobachter Hans-Jürgen Müller für sein 40-jähriges ehrenamtliches Engagement die Bundesverdienstmedaille verliehen. Diese hohe Auszeichnung wurde Hans-Jürgen Müller am 11. September 2025 im Namen des Bundespräsidenten vom Deutschen Wetterdienst überreicht. Der Leiter des Regionalen Standortmanagement Nord, Jörg Liebing, überbrachte den Dank des Bundespräsidenten und würdigte die außerordentliche Leistung des Geehrten für den Deutschen Wetterdienst. An der Feierstunde im Rathaus von Königs Wusterhausen nahmen seine engsten Familienmitglieder sowie der Landrat des Kreises Dahme-Spreewald, Sven Herzberger und die Bürgermeisterin der Stadt Königs Wusterhausen, Michaela Wiezorek, teil.
Hans-Jürgen Müller erfasste und notierte seit Juni 1984 als ehrenamtlicher Wetterbeobachter im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes das Wetter an seinem Wohnort in Königs Wusterhausen Ortsteil Zeesen im Landkreis Dahme-Spreewald. Für den nationalen Wetterdienst sind Bürger wie Hans-Jürgen Müller unverzichtbar. Mit Liebe zur Natur, Spaß am Wetter und einer guten Beobachtungsgabe sowie einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein beobachten und überwachen sie jahrzehntelang gewissenhaft das Wetter in ihrer Region. Der heute 86-Jährige leistete damit einen überaus wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettervorhersage und Klimaüberwachung in der Region. Unterstützt wurde er während der gesamten Zeit auch von seiner Familie, die während einer Urlaubsreise, das Ablesen übernahm.
Gut kann sich der Zeesener an die Anfrage vom Wetterdienst erinnern. Aufgrund der Lage wurde er 1984 angesprochen, ob er sich vorstellen könne, eine Beobachtungsstation zur Niederschlagsmessung aufstellen zu lassen. Täglich um 6:50 Uhr im Sommer und um 7:50 Uhr im Winter musste die Messung nach einem festgelegten Ablauf erfolgen. Anfangs trug Müller die Werte in Tabellen ein, die monatlich per Post übermittelt wurden. Später erfolgte die Weitergabe telefonisch und seit 2011 digital. "Da ich erst um 9 Uhr das Malergeschäft in der Schlossstraße, wo heute das Rathaus steht, aufschließen musste, hat es gut funktioniert", so Hans-Jürgen Müller. Er beschreibt sich selbst als Naturmensch. "Als ich 1960 das Grundstück in Zeesen übernommen habe, gab es dort Molche, Blindschleichen, Igel und Fasane", ergänzt er. Noch heute nisten Schwalben in seiner Scheune. Seine Frau, die er im Zug auf dem Weg zur Ausbildung kennenlernte, habe ihn immer unterstützt.
Jörg Liebing, Leiter des Regionalen Standortmanagement Nord, hatte noch Rekorde aus den 40 Jahren der Wetterbeobachtung in Zeesen mitgebracht:
- durchschnittlich fallen insgesamt 561 Liter Niederschlag pro Jahr,
- höchste Niederschlagsmenge gab es im Jahr 2017 mit 768 Liter,
- im Juni 2017 fiel mit 213 Liter die größte monatliche Niederschlagsmenge (im Durchschnitt sind es im Juni 60 Liter)
- die höchste Niederschlagsmenge in 24 Stunden fiel am 29. Juni 2017 mit 150 Liter
- niedrigste Niederschlagsmenge 368 Liter im Jahr 2022
- am trockensten war es im März 2022, damals wurden 0,5 Liter im ganzen Monat gemessen (normal sind 40 Liter im März)
- die längste Zeit mit einer geschlossenen Schneedecke gab es vom 16. Dezember 2009 bis zum 26. Februar 2010
Etwa 1600 ehrenamtliche Wetterbeobachter in Deutschland
Der Deutsche Wetterdienst betreibt in ganz Deutschland ein flächendeckendes Mess- und Beobachtungsnetz mit circa 2000 Messstellen. Dazu gehören rund 180 hauptamtliche Wetterstationen, die inzwischen alle automatisiert sind. Etwa 1600 weitere Messstellen werden ehrenamtlich von engagierten Bürgerinnen und Bürgern - häufig seit Jahrzehnten - betreut. Die vor Ort gemessenen Daten und die Beobachtungen werden vom nationalen Wetterdienst für Gutachten oder Wettervorhersagen bei Unwetterschäden genutzt. Sie helfen aber auch, den Klimawandel in Deutschland genau zu erfassen und dessen Folgen besser einschätzen zu können.
Die Bundesverdienstmedaille verlieh der Bundespräsident an Hans-Jürgen Müller.
Fotos: Stadt Königs Wusterhausen